Gegründet wurde unsere Zunft anno 1686, aber ich muss gestehen, dass ich mich auch nicht mehr so recht daran erinnern kann.

Ich werde halt auch nicht jünger und damals hat man der Wichtigkeit von Schriftlichem noch nicht die nötige Aufmerksamkeit gezollt. Aber die Klügsten unter uns haben dann doch einiges herausgefunden.

Das älteste Zunftprotokoll (Nr. 1) aus dem Jahre 1723 erwähnt nur, dass in Erinnerung an eine uralte Bruderschaft am 12. Februar 1686 „auff ein Neüwes“ eine Bruderschaft gegründet worden ist. Bis anhin konnten keine Geschichtsquellen von jener „Uhr-alten Bruderschafft“ aufgefunden werden und sogar das „Erneuerungsdatum“ 1686 erscheint im Nachhinein um 2 Jahre vordatiert worden zu sein. Der Grund zu dieser Vordatierung erscheint völlig unklar, zumal die Änderung der Jahreszahl 1688 in 1686 nur auf den vordersten Seiten vorgenommen worden ist, während im Textteil der ersten beiden Protokolle immer wieder die Jahreszahl 1688 erscheint.

Im Archiv der katholischen Kirchgemeinde St. Michael konnte zudem ein Lederband mit interessanten Abschriften zur Bäckerzunft aus dem Jahre 1785 gefunden werden, wobei der Titel des Zunftprotokolls Nr. 1 klar und deutlich so wiedergegeben wird: „Anfang und Ursprung... den 12. Tag Febr. 1688...“. Als ein weiterer Beweis für das „Erneuerungsjahr“ 1688 kann die ungeänderte Tagesangabe – nämlich der 12. Februar – angesehen werden; denn der 12. Februar war 1688 ein Donnerstag, 1686 aber ein Dienstag: in der 1. Zunftsatzung wird aber im 1. Punkt deutlich festgehalten, dass immer am Donnerstag nach dem Fest der hl. Agatha morgens ein feierliches Amt gehalten werden soll, nachmittags „sollen alle Brüederen in Unsers Herren Stuben-Vatters erscheinen“. Wenn auch das Jahr 1688 als das Jahr der Erneuerung jener uralten Bruderschaft angesehen werden muss, so erscheint es aus Traditionsgründen trotzdem gerechtfertigt, 1686 als eigentliches Gründungsjahr zu betrachten. Und so hat denn die Zunft und Bruderschaft der Müller, Bäcker und Zuckerbäcker der Stadt Zug  auch ihre Jubiläumsfeiern in den Jahren 1786 , 1886 ,  1936 und 1986 gehalten.

 

Die Zunft folgt auf die Bruderschaft

Wenn auch die erste Gründung einer Zunft und Bruderschaft der Müller, Bäcker und Zuckerbäcker der Stadt Zug noch ungewiss und unklar erscheint, so darf doch angenommen werden, dass die nach der Gründung der Stadt Zug hier wirkenden Müller und Bäcker schon vor der Reformationszeit in einer Bruderschaft vereint waren. Im Grossen Jahrzeitbuch von St. Michael, das nach 1450 begonnen wurde, steht zum 5. Februar mit roter Tinte (=bedeutet Feiertag) folgendes vermerkt: „St.Agatha, ein magt. Agathe virginis et martiris“ und weiter kann der interessante Nachsatz gelesen werden: „Müller und pfister haten uff den tag ir fraternitas“ (=Bruderschaft).

 

Zwölf Getreidemühlen in der Stadt Zug

Im Bereich der Stadt Zug dürften einst etwa 12 Mühlen gestanden haben und betrieben worden sein: Kollermühle, Aamühle, Bohlmühlen (insgesamt 3, wovon eine kleinere im Dorf), Platzmühle, je eine kleine Mühle beim Hecht und bei der Seelikon, Wallersmühle in Oberwil, Mühle im Fuchsloch (Oberwil) und zwei kleinere Mühlen am Lotenbach.

 

Quelle: 

Geschichte der Zunft und Bruderschaft der Müller, Bäcker und Zuckerbäcker der Stadt Zug anhand der Biographien aller Meister und Brüder 1686 – 1986 ( Dr. Paul Aschwanden, Dr. Albert Müller, Kalt-Bucher, Zug 1986).